Planungsphase im Eigenheim: Frühzeitig die passende Heiztechnik mitdenken
Die Wahl der richtigen Heiztechnik entscheidet über die Effizienz Ihres Neubaus - denken Sie schon in der Planungsphase an die wichtigsten Stellschrauben.
Die Entscheidung für das richtige Heizsystem gehört zu den wichtigsten und weitreichendsten Entscheidungen beim Bau Ihres eigenen Traumhauses. Wenn Sie hier nur kurz vor knapp handeln, riskieren Sie hohe Folgekosten, einen ineffizienten Betrieb oder sogar Schwierigkeiten bei der Baugenehmigung. Informieren Sie sich darüber, welche modernen Systeme mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen für Ihr Eigenheim in Frage kommen.
Warum die Heizung so früh in Ihre Planung muss
Bei einem Neubau bestehen vielfältige Möglichkeiten bei der Wärmeversorgung. Der gewählte Heiztyp beeinflusst Ausstattung (Heizkörper oder Fußbodenheizung), Dämmstandard, Anschluss (Gas, Strom, Stromnetz), Platzbedarf sowie Betriebskosten über Jahrzehnte hinweg. Gleichzeitig sind gesetzliche Anforderungen und Fördermöglichkeiten zu berücksichtigen.
Viele Bauherren konzentrieren sich zunächst auf Grundriss, Fassade und Innenausstattung. Doch die Heizungsanlage beeinflusst essenzielle Aspekte Ihres Bauprojekts:
1. Raumbedarf und Platzierung:- Wärmepumpen benötigen beispielsweise außen Platz für die Außeneinheit.
- Pelletheizungen erfordern einen Lagerraum für das Brennmaterial, den Sie einplanen müssen.
- Ein Kamin oder eine Holzheizung benötigt einen geeigneten Schornstein.
- Die Platzierung des Technikraums und die Leitungsführung müssen Sie frühzeitig mit Ihrem Architekten abstimmen.
2. Dämmung und Effizienz:- Die Wahl des Heizsystems hängt stark vom Dämmstandard (KfW-Standard, Passivhaus, etc.) und der Heizlast Ihres Hauses ab. Niedertemperatursysteme (wie die Wärmepumpe) funktionieren am besten in hervorragend gedämmten Neubauten.
3. Kostenplanung:- Die Anschaffungs- und Installationskosten variieren stark. Frühzeitige Kalkulation hilft Ihnen, das Gesamtbudget realistisch zu planen und wichtige Fördermittel (z.B. BAFA) zu beantragen.
4. Baugenehmigung und Gesetze:- In Deutschland gilt das Gebäudeenergiegesetz (GEG). Neubauten müssen hohe energetische Standards erfüllen, und der Einsatz erneuerbarer Energien ist oft vorgeschrieben oder stark begünstigt. Informieren Sie sich hierzu rechtzeitig!
Sie sollten sich also frühzeitig die Frage stellen -
Wie möchten Sie in Zukunft heizen? Berücksichtigen Sie die Heiztechnik früh im Bauplan, können Sie in der Folge die gesamte Hausplanung optimieren: Dämmung, Wärmeverteilung und Energieversorgung lassen sich ideal abstimmen. Eine spätere Änderung der Technik erweist sich oft als aufwändig und teuer.
Die wichtigsten modernen Heizsysteme für Ihren Neubau
Beim Neubau sollten Sie auf zukunftssichere, umweltfreundliche und effiziente Systeme setzen. Die Öl- und Gasheizung tritt in Neubauten zunehmend in den Hintergrund.
Wärmepumpe (Luft/Wasser, Sole/Wasser)
Die Wärmepumpe ist der
Standard im modernen Neubau. Sie nutzt kostenlose Umweltenergie (aus der Luft, dem Erdreich oder dem Grundwasser), um Wärme für Ihr Heizsystem bereitzustellen.
Vorteile- Sehr hohe Effizienz (geringe Betriebskosten)
- Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen
- Kombinierbar mit Photovoltaik (Eigenstromnutzung)
- kann im Sommer oft auch kühlen (aktive/passive Kühlung)
Nachteile- Hohe anfängliche Investitionskosten)
- Effizienz ist stark von der Gebäudedämmung abhängig
- Außen aufgestellte Geräte können Betriebsgeräusche verursachen (Platzbedarf)
- Benötigt Strom für den Betrieb
Wichtig: Wärmepumpen arbeiten am effizientesten mit
Flächenheizungen (Fußboden- oder Wandheizung), da diese mit niedrigeren Vorlauftemperaturen auskommen. Dies müssen Sie bei der Estrichplanung unbedingt berücksichtigen!
Holz- und Pelletheizung
Eine nachhaltige Alternative, die den nachwachsenden Rohstoff Holz nutzt, meist in Form von genormten Pellets oder Scheitholz.
Vorteile- CO2-neutral (bei nachhaltiger Forstwirtschaft und Nutzung von Alt- und Restholz)
- Förderfähig durch den Staat
- Geringere Brennstoffkosten als bei Öl/Gas
- Unabhängigkeit von internationalen Rohstoffmärkten
Nachteile- Erfordert einen Lagerraum für die Pellets oder das Scheitholz
Brennstoff muss regelmäßig geliefert und gelagert werden- Höherer Wartungs- und Reinigungsaufwand (Ascheentleerung)
Brennstoffzelle und Blockheizkraftwerk (BHKW)
Diese Systeme erzeugen gleichzeitig Wärme und Strom nach dem Prinzip der
Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Sie benötigen in der Regel Gas als Brennstoff (können aber auch mit Wasserstoff oder Biogas betrieben werden).
Vorteile- Hocheffizient durch Doppelnutzung (Strom und Wärme)
- Teilweise Autarkie bei der Stromversorgung
- Stromüberschuss kann ins Netz eingespeist werden
Nachteile- Hhohe Anschaffungskosten (jedoch hohe Förderung möglich)
- Wirtschaftlichkeit hängt stark vom Betriebsstunden- und Wärmebedarf ab
- Geeignet für Gebäude mit höherem und konstantem Wärmebedarf
Ölheizung und andere fossile Systeme
Ölheizungen werden wegen ihrer schlechten Umweltbilanz zunehmend unattraktiv. Strengere Vorschriften und gesellschaftlicher Druck führen dazu, dass solche Systeme bei Neubauten kaum zukunftsfähig sind.
Relevanz von Dämmstandard und Gebäudekonzept
Die Effizienz eines Heizsystems hängt stark vom Dämmstandard des Hauses ab. Ein gut gedämmtes Haus mit niedrigen Wärmeverlusten ermöglicht den Einsatz energieeffizienter Heizsysteme, insbesondere Wärmepumpen.
Ein weiterer Einflussfaktor besteht in der Wärmeverteilung: Fußbodenheizung oder Wandheizung arbeiten mit niedrigen Vorlauftemperaturen und harmonieren ideal mit Wärmepumpen. Die Integration einer Fußbodenheizung kann dann etwa direkt bei der
Kostenkalkulation für den Bodenaufbau berücksichtigt werden.
Gesetzliche Situation und Zukunftssicherheit
Für Neubauten gelten spezifische Vorschriften bezüglich Energieeffizienz. Das führt zu einem hohen Bedarf an Heizsystemen, die erneuerbare Energien nutzen oder zumindest energetisch effizient betrieben werden.
In vielen Fällen ist die Kombination von effizienter Gebäudehülle, erneuerbaren Technologien und moderner Heiztechnik der einzige Weg, um langfristig wirtschaftlich und gesetzeskonform zu bauen.
Entscheidungshilfe für Bauherren
Die beste Heiztechnik hängt von vielen Faktoren ab: Gebäudeart, Dämmstandard, Budget, Energieversorgung und persönlichen Prioritäten (Kostensicherheit, Umweltfreundlichkeit, Komfort). Für viele Neubauten erweist sich eine Wärmepumpe als zukunftsfähige Lösung. Für Häuser mit Gasanschluss und begrenztem Budget bleibt eine Gasheizung eine Alternative.
Praxisbeispiel
Ein Einfamilienhaus mit guter Dämmung, Fußbodenheizung und Photovoltaikanlage erzielt mit Wärmepumpe sehr niedrige Betriebskosten und geringe CO?-Emissionen. Die höhere Investition amortisiert sich über Jahre durch geringere Energiekosten und mögliche Fördermittel.
Demgegenüber bleibt eine Gasheizung bei sehr knappem Budget und vorhandenem Gasanschluss kostengünstig im Einbau und flexibel in der Technik. Langfristige Sicherung der Energieversorgung und klimatische Entwicklung sollten jedoch berücksichtigt werden.
Der Erfolg einer Heizungswahl hängt erheblich von der Gesamtplanung ab. Deshalb lohnt es sich, beim Hausbau frühzeitig die Heiztechnik mitzuplanen und dabei Dämmstandard, Wärmeverteilung und Energieversorgung zu berücksichtigen.
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