Private Bauausschreibung und der beste Zeitpunkt zum Einholen der Angebote

"Wie Sie Ihre Chancen, über Ihre private Bauausschreibung auch tatsächlich Angebote zu bekommen, erhöhen können und wann Sie die einzelnen Leistungsverzeichnisse samt den nötigen Ausschreibungs-Unterlagen an die ausgewählten Baufirmen oder Handwerksbetriebe versenden sollten."

Private Bauausschreibung und der beste Zeitpunkt zum Einholen der AngebotePrivate Bauausschreibung (Bild: © bauimbild.com)

Ihre Ausgangssituation

Sie wissen, dass Sie Ihr geplantes Bauvorhaben nur mithilfe eines vollständigen Leistungsverzeichnisses (LV) und einer sauberen Bauausschreibung erfolgreich abwickeln können - das ist die einzige Möglichkeit, um für jedes geplante Gewerk vergleichbare Angebote zu erhalten.

Sie kennen zudem bereits die speziell für private Bauherren entwickelten Excel-Ausschreibungs-Vorlagen "Muster-LV für alle Gewerke". Damit können Sie auch als Hausbau-Laie Ihre Bauausschreibung mit allen benötigten LVs selbst erstellen. 

Dazu haben Sie nach dem Kauf der für Ihr individuelles Bauvorhaben am besten geeigneten Muster-LV-Version jederzeit Zugriff auf diese Vorlagen und können damit flexibel arbeiten, wann immer Sie Zeit haben.

Was Sie vielleicht noch nicht wissen

Nicht ganz klar wird Ihnen wahrscheinlich der ideale Zeitpunkt für die Anfrage um Angebote sein. Also wann genau der Versand der Ausschreibungs-Unterlagen an die verschiedenen Firmen am besten erfolgen sollte. Diese Unklarheit wird im folgenden Artikel beseitigt.

Darüber hinaus erfahren Sie aber auch, dass für den Erfolg Ihrer privaten Bauausschreibung nicht nur der richtige Versand-Zeitpunkt von Bedeutung ist, sondern worauf Sie achten müssen, um überhaupt Angebote zu bekommen.

Wenige geeignete Zeitfenster

Bei der näheren Betrachtung eines durchschnittlichen Arbeitsjahres zeigt sich dabei, dass es gar nicht so viele Zeitfenster gibt, die für eine Angebotsanfrage geeignet wären. 

Zeitfenster für Angebotsanfrage bei Hausbau-FirmenZeitfenster Angebotsanfrage (Bild: © bauimbild.com)

Zum besseren Verständnis: 

  • Natürlich können Sie jederzeit bei Firmen um Angebote anfragen. Ihre Anfrage wird sicherlich irgendwo zur weiteren Bearbeitung abgelegt.

  • Die Frage ist nur, wann die zuständige Person tatsächlich Zeit hat, sich mit Ihrem Bauvorhaben zu beschäftigen und für Sie ein wettbewerbsfähiges Angebot zu erarbeiten. 

  • Passende Zeitfenster für eine Angebotsanfrage sind daher in der heutigen schnelllebigen Zeit echte Mangelware.

Grundsätzlich sollte Folgendes klar sein:

  • Mitten in der Hochsaison, wenn alle Mitarbeiter voll ausgelastet sind, ist der denkbar ungünstigste Zeitpunkt für Anfragen um Angebote.

    Das zusätzliche Problem: Speziell am Bau haben immer mehr Baufirmen und Handwerksbetriebe praktisch durchgehend Hochsaison.
  • Preisanfragen in Urlaubszeiten sind ebenfalls nicht wirklich günstig. Dabei wären allgemeine Betriebsferien das geringere Übel, diese können entsprechend eingeplant werden.

    Fakt ist allerdings, dass allgemeine Betriebsferien allein nicht ausreichen, um die gesetzlich vorgeschriebene Freizeitansprüche der Mitarbeiter abzubauen. Ergebnis: Bei vielen Betrieben sind praktisch ständig die verschiedensten Sachbearbeiter auf Urlaub - auch jene, die für Angebote zuständig sind.
  • Zeiträume mit geringer Auslastung wären eine gute Gelegenheit für Preisanfragen, gleichzeitig würde damit auch die Wahrscheinlichkeit, relativ rasch relativ günstige Angebote zu bekommen, relativ groß.

    Das Problem: Auftragslage und Auslastung lassen sich nicht wirklich vorhersehen, darüber hinaus sind die meisten Betriebe aufgrund des dauernden Mangels an qualifizierten Fachkräften zwangsläufig immer voll ausgelastet.

Knackpunkt: Richtiger Zeitpunkt

Der Knackpunkt einer erfolgreichen privaten Bauausschreibung liegt jedenfalls nicht nur in den Unterlagen, sondern vor allem im richtigen Zeitpunkt für den Versand Ihrer Anfragen an die Handwerksbetriebe.

Und genau zu diesem Zeitpunkt entscheidet sich dann, ob Sie auch tatsächlich Angebote erhalten. Oder ob Ihre Ausschreibung auf irgendeinem mit Arbeit überladenen Sachbearbeiter-Schreibtisch im wahrsten Sinne des des Wortes untergeht.

Was tun, um überhaupt Angebote zu bekommen?

Zuallererst sollten Sie keine zu hohen Erwartungen haben. Die tägliche Baupraxis zeigt, dass immer viel weniger Firmen als angenommen dazu bereit sind, für private Bauherren Angebote auszuarbeiten. Einerseits hängt das von mehreren Faktoren, die das wirtschaftliche Umfeld des Anbieters betreffen, ab.

Ordner mit Angeboten

Andererseits wirken sich vor allem auch die oft viel zu hohen Termine-Erwartungen der Bauherren abschreckend auf die zuständigen Sachbearbeiter der Firmen aus. Alles "so schnell wie möglich" haben zu wollen, führt in der Baubranche daher meistens genau zum gegenteiligen Ergebnis. 

Neben den weiter oben genannten Zeitfenstern, in denen Sie auf eine Anfrage um Angebote verzichten sollten, muss Ihnen Folgendes von Anfang an ebenfalls klar sein:

Gut ausgelastete Firmen sind nicht unbedingt auf jeden Auftrag angewiesen. Schon gar nicht genau auf IHREN.

Weil diese gut ausgelasteten Firmen in allen Bereichen unter chronischem Zeitmangel leiden, wird alles, was problemlos aufgeschoben werden kann, auch tatsächlich aufgeschoben. Dazu gehört auch IHRE private Bauausschreibung.

Weniger gut ausgelastete Firmen wiederum sind nicht ohne Grund weniger ausgelastet. Das kann auch bedeuten, dass diesen Firmen vielleicht sogar in mehrerer Hinsicht nicht im nötigen Umfang vertraut werden kann.

Geduld. Und den richtigen Zeitpunkt abwarten

Wenn Ihre private Bauausschreibung erfolgreich sein soll und Sie gleichzeitig Wert auf eine verlässliche Bauausführung legen, führt daher auch kein Weg an einer gut ausgelasteten Firmen vorbei.

Sie müssen nur etwas Geduld haben und den richtigen Zeitpunkt abwarten ...

Es kommt auf den besten Zeitpunkt an

In guten Zeiten (für die Firmen) sind nämlich immer häufiger auch solche "Gepflogenheiten" zu beobachten:

Bekommen gute und alleine schon deshalb auch gut ausgelastete Baufirmen oder Handwerksbetriebe von privaten Bauherren Anfragen für Angebote, bleiben diese oft einfach liegen und werden erst gar nicht bearbeitet. Die Gründe sind vielfältig:

  • Vorrang haben gewerbliche und öffentliche Aufträge.
  • Private Bauausschreibungen kommen auf die Warteliste.
  • Keine Zeit.
  • Kein Personal.
  • Zu viel Arbeit.
  • Und überhaupt: "Was sollen wir denn noch alles tun."

Alles irgendwie nachvollziehbar, für Bauherren aber unter Umständen eine kleine Katastrophe. Weil ohne Angebote schlicht und einfach kein erfolgreicher Hausbau möglich ist. Damit stellen sich nun die mehr berechtigte Frage:

Wann ist der beste Zeitpunkt, über eine private Bauausschreibung Angebote einzuholen?

Noch treffender gefragt:

"Wann ist der beste Zeitpunkt für den Versand der Ausschreibungsunterlagen an die ausführenden Bauunternehmen?"

Das kommt naturgemäß AUCH auf den geplanten Ausführungszeitrum an.

Jahreskalender mit Fragezeichen und Smileys: Wann ist der beste Zeitpunkt, über eine private Bauausschreibung Angebote einzuholen?Bester Zeitpunkt (Bild: © bauimbild.com)
  • Um diese Frage so beantworten zu können, dass die Antwort auch logisch und nachvollziehbar ist, müssen Sie auch wissen und beachten, dass es beim privaten Hausbau auch einige Besonderheiten gibt.
  • Wenn Sie sich an die folgenden Empfehlungen halten, können Sie Ihre Chancen, zuerst einmal überhaupt, und dann auch noch rechtzeitig zu einem Angebot zu kommen, beträchtlich steigen.
  • Und damit sollte Ihnen der beste Zeitpunkt für den Versand der Ausschreibungsunterlagen dann auch weitgehend klar sein.

1. Versand der Bauausschreibungen am Anfang des Jahres

Die Wahrscheinlichkeit, günstigere Angebote zu bekommen, ist am Anfang eines Jahres größer als am Jahresende.

  • Nehmen wir also an, die von Ihnen oder Ihrem Baubegleiter erstellten Ausschreibungsunterlagen werden noch im Januar / Jänner oder im Februar an die infrage kommenden Baufirmen und Handwerksbetriebe versandt.

Damit fallen Sie in den Zeitraum, wo die Firmen die Auftragsbücher für die kommende Bausaison füllen müssen. Und hier zählt nicht selten der altbewährte Grundsatz:

"Wer zuerst kommt, mahlt zuerst"

Tatsache ist, dass bei Baufirmen zu Jahresbeginn oft nur schleppend Anfragen ankommen, die Baufirmen aber unbedingt Aufträge einplanen müssen.

Frühzeitige Anfragen sind daher bei den meisten Bauunternehmen sehr willkommen, und das wird üblicherweise auch mit guten (niedrigeren) Angebotspreisen belohnt.

Vorausgesetzt, dass alle bestehende Aufträge termingerecht laufen, stellt das im Grunde genommen die einzige Möglichkeit dar, relativ rasch zu neuen Aufträgen für die bevorstehende Bausaison zu kommen.

Einige Monate später hingegen, wenn sich die Auftragsbücher schon gefüllt haben, wendet sich in der Praxis oft das Blatt. Firmen kommen dann allmählich in die für sie bessere Phase, wo sich die Aufträge aussuchen können. Die Folge:

  • Die Angebotspreise werden mit der Zeit immer höher und für die Bauherren damit immer teurer.
  • Im schlimmsten Fall (für die Bauherren) heißt es dann immer wieder: „Wir können den Auftrag nur annehmen, wenn dieser (hohe) Preis bezahlt wird."

2. Baufirmen für Angebot genug Zeit lassen

Das schnellste Angebot nützt Ihnen nichts, wenn dieses unvollständig ist. Genauso schlecht sind Angebote mit "irgendwelchen" viel zu hohen Preisen, die an der Realität vorbeigehen.

Das alles kann passieren, wenn Firmen zu stark unter Druck gesetzt werden, weil der Bauherr möglichst rasch sein Angebot haben möchte. Lassen Sie den Baufirmen daher genug Zeit, um das gewünschte Angebot zu erstellen. Angemessen und üblich sind drei bis vier Wochen.

  • Nehmen wir also an, die Angebote der Baufirmen werden noch im Februar oder im März bei Ihnen eintreffen.

3. Genug Zeit zum Auswerten der Angebote nehmen

Rechnen Sie damit, dass es mit Sicherheit mehrere Wochen dauern wird, bis Sie alle Angebote ausgewertet und zwischendurch mit den besten Firmen einige Gesprächsrunden absolviert haben.

Bauherren-Pärchen bei Tisch beim Auswerten von Angeboten

Da bei jedem Bauprojekt gerade in der Phase der Auftragsvergabe etwas Unvorhergesehenes dazwischen kommen kann, sollten Sie in jedem Fall damit rechnen, dass ab dem Eintreffen der Angebote bis zur Auftragserteilung zwei Monate vergehen werden.

  • Nehmen wir nun also an, Sie werden im April oder Mai den Auftrag für die Durchführung der Bauarbeiten vergeben.

4. Baufirma für Arbeitsvorbereitung genug Zeit lassen

Je nach Größe, Umfang und Schwierigkeitsgrad Ihres Bauprojektes braucht das beauftragte Bauunternehmen genug Zeit für die interne Arbeitsvorbereitung.

Falls die Baufirma entsprechend flexibel ist und über genug Kapazitäten für die Bauabwicklung verfügt, kann der Baubeginn unter Umständen relativ rasch erfolgen - frühestens aber 4 Wochen nach Auftragserteilung. Realistischer ist, dass bis zum tatsächlichen Baubeginn sechs bis acht Wochen vergehen.

  • Nehmen wir daher an, mit der Bauausführung wird im Juni oder Juli begonnen.

5. Nicht alles von heute auf morgen haben wollen

Für die meisten Bauherren bedeutet Zeit beim Hausbau Geld - allerdings im Sinn "umso schneller alles fertig ist, desto besser". Ja, natürlich wünscht sich jeder, so schnell wie möglich ins neue Haus einzuziehen - alleine schon aus Vorfreude auf die eigenen vier Wände. 

Aber schon in ein halbfertiges Haus einziehen? Schon einziehen, wenn noch Handwerkerleistungen erbracht werden müssen? Genau DAS kostet dann tatsächlich Geld.

  • In einem schon bewohnten Haus dauert alles länger.
  • Schon fertige Einbauteile werden oft wieder beschädigt.
  • Garantien oder Gewährleistungen werden bei vorzeitig bezogenem Haus stark eingeschränkt. Und so weiter und so fort ...

Fazit: Lassen Sie der Baufirma mindestens die Zeit, die für den Bau eines Hauses normalerweise benötigt wird. Nicht weniger, aber auch nicht viel mehr.

Und weil nun einmal die durchschnittliche Bauzeit für ein durchschnittliches Einfamilienhaus in herkömmlicher Massivbauweise nach "Baumeisterart" bei rund fünf bis sechs Monaten liegt, jetzt noch eine abschließende Annahme:

  • Nehmen wir also letztmalig an, die Baufertigstellung wird im November oder Dezember sein.

Dass die tatsächliche Projektlaufzeit von vielen verschiedenen Faktoren abhängt, muss nicht extra erwähnt werden. Aber wenn angenommen wird, dass bei Ihrem Bauvorhaben alles reibungslos funktioniert, kann Ihr Traumhaus ab dem Versand der Bauausschreibung also innerhalb eines Jahres abgewickelt werden.

WENN das Ihr Ziel ist, könnte Ihr Haus also zu Weihnachten bezugsfertig sein. Dazu zwei Informationen, über die Sie nachdenken sollten:

1. Tun Sie sich vor allem selbst einen Gefallen und verzichten Sie darauf, ausgerechnet zu Weihnachten ins neue Haus einziehen zu wollen.

Obwohl das aus Sicht der ausführenden Baufirmen kein großes Problem ist, wäre das Stress pur. Von Vorteil für alle Beteiligten wäre es daher, wenn das fertige Haus erst nach Weihnachten übergeben und bezogen wird. Also frühestens im Jänner / Februar des Folgejahres.

2. Noch mehr Vorteile haben Sie, wenn mit den Bauarbeiten erst im Herbst begonnen wird. Damit kann der Rohbau mit Leichtigkeit bis Weihnachten winterdicht gemacht werden.

  • Was aber noch viel wichtiger ist: Für die im Winter durchgeführten Ausbauarbeiten werden von den Baufirmen oft günstigere Winterbaupreise angeboten.

Daraus ergibt sich dann ein Fertigstellungs- oder Bezugstermin noch vor dem kommenden Sommer, den Sie dann schon in Ihrem neuen Haus genießen können.

Antwort auf den Punkt gebracht

Die eingangs gestellte Frage, wann der beste Zeitpunkt für den Versand der Ausschreibungsunterlagen der privaten Bauausschreibung für den Bau eines Einfamilienhauses ist, kann daher zusammenfassend ganz einfach beantwortet werden:

  • Der beste Zeitpunkt ist der Jahresanfang.
  • Ideal wäre noch der erste Monat des Jahres.

Daran ändert sich übrigens auch nichts, wenn Sie beispielsweise nur den Rohbau mit Dach von einem Unternehmen ausführen lassen würden und den verbleibenden Rest in Eigenregie. Warum?

  • Weil der beste Zeitpunkt für den Versand der Ausschreibungsunterlagen eben immer der Jahresanfang ist.

Und wenn der Jahresanfang nicht möglich ist?

Sollte es aus irgendwelchen Gründen nicht möglich sein, ausgerechnet zum Jahresanfang Angebote von Baufirmen einzuholen, wird das auch kein großes Drama sein. Sie müssen in diesem Fall "nur" damit rechnen, dass die Situation am Bau für private Bauherren im Lauf des Jahres immer ungünstiger wird.

  • Allgemein bekannt ist jedenfalls, dass in der (nahenden) Hochsaison nicht nur Handwerker jeder Branche viel schwerer zu finden sind, sondern auch verlässliche Baufirmen zur Mangelware werden.

  • Ausnahmen sollte es zwar auch in diesem Fall geben, die tägliche Baupraxis zeigt allerdings, dass Sie sich darauf lieber nicht verlassen sollten.

Wie auch immer Ihr persönlicher Zeitplan für die Verwirklichung Ihres Traums vom eigenen gestaltet sein mag. An einem Punkt führt kein Weg vorbei: Sie müssen früher oder später ein detailliertes Leistungsverzeichnis erstellen und daraus Ihre ganz private Bauausschreibung machen. Ohne Wenn und Aber.

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Empfohlen von Wilfried Ritter | Website-Autor

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