Private Bauausschreibung und der beste Zeitpunkt zum Einholen der Angebote

Private Bauausschreibung und der beste Zeitpunkt zum Einholen der Angebote

"Worauf Sie achten sollten, wenn Sie eine private Bauausschreibung erstellt haben und die Ausschreibungsunterlagen an die Firmen versenden."

Sie wissen bereits, dass Sie Ihr geplantes Bauvorhaben nur mit einem vollständigen Leistungsverzeichnis und einer Bauausschreibung abwickeln sollten.

Vorlage Excel Muster-LV

Ebenfalls bekannt ist Ihnen, dass Sie Ihre private Bauausschreibung auch als Hausbau-Laie selbst erstellen können. Dazu gibt es nur die über diese Website erhältlichen Excel Ausschreibungs-Vorlagen. 

Noch nicht ganz klar wird Ihnen aber vielleicht sein, wann genau die von Ihnen vorbereiteten Ausschreibungsunterlagen an die ausgewählten Baufirmen oder Handwerksbetriebe geschickt werden sollten.

Dabei kann genau dieser Punkt ausschlaggebend für den Erfolg Ihres privaten Hausbau-Projektes sein.

Eine Bauausschreibung hat schließlich den Zweck, von geeigneten Firmen Angebote zu bekommen.

Dabei spielt es keine Rolle, ob es um ein privates oder ein gewerbliches Bauvorhaben geht.

In jedem Fall geht es bei einer Bauausschreibung ausschließlich darum, überhaupt von den Firmen mit Preisen ausgefüllte Leistungsverzeichnisse zu erhalten.

Werden die mehr oder weniger umfangreichen Unterlagen der Bauausschreibung an diverse Firmen geschickt, heißt das nämlich noch lange nicht, dass es auch Angebote geben wird.

Was tun, um überhaupt Angebote zu bekommen?

Zuallererst sollten Sie keine zu hohen Erwartungen haben. Die tägliche Baupraxis zeigt, dass immer viel weniger Firmen als angenommen dazu bereit sind, für private Bauherren Angebote auszuarbeiten.

Abschreckend für die zuständigen Sachbearbeiter der Firmen sind dabei vor allem die oft viel zu hohen Termin-Erwartungen. Alles "so schnell wie möglich" haben zu wollen, führt in der Baubranche allerdings meistens genau zum gegenteiligen Ergebnis. Ihnen muss daher klar sein.

  • Gut ausgelastete Firmen sind nicht unbedingt auf jeden Auftrag angewiesen. Schon gar nicht genau auf IHREN.
  • Gut ausgelastete Firmen leiden in allen Bereichen unter chronischem Zeitmangel. Was problemlos aufgeschoben werden kann, wird auch aufgeschoben. Dazu gehört auch IHRE private Bauausschreibung.

Weniger gut ausgelastete Firmen wiederum sind nicht ohne Grund weniger ausgelastet. Das kann auch bedeuten, dass diesen Firmen vielleicht sogar in mehrerer Hinsicht nicht im nötigen Umfang vertraut werden kann.

Wenn Ihr private Bauausschreibung erfolgreich sein soll und Sie gleichzeitig Wert auf eine verlässliche Bauausführung legen, führt daher auch kein Weg an einer gut ausgelasteten Firmen vorbei. Sie müssen nur etwas Geduld haben und einen wichtigen Punkt beachten:

Es kommt auf den besten Zeitpunkt an

In guten Zeiten (für die Firmen) sind nämlich immer häufiger auch solche "Gepflogenheiten" zu beobachten:

Bekommen gute und alleine schon deshalb auch gut ausgelastete Baufirmen oder Handwerksbetriebe von privaten Bauherren Anfragen für Angebote, bleiben diese oft einfach liegen und werden erst gar nicht bearbeitet. Die Gründe sind vielfältig:

  • Vorrang haben gewerbliche und öffentliche Aufträge.
  • Private Bauausschreibungen kommen auf die Warteliste.
  • Keine Zeit.
  • Kein Personal.
  • Zu viel Arbeit.
  • Und überhaupt: "Was sollen wir denn noch alles tun."

Alles irgendwie nachvollziehbar, für Bauherren aber unter Umständen eine kleine Katastrophe. Weil ohne Angebote schlicht und einfach kein erfolgreicher Hausbau möglich ist. Damit stellt sich nun die mehr als berechtigte Frage:

Wann ist der beste Zeitpunkt, über eine private Bauausschreibung Angebote einzuholen?

Noch treffender gefragt: "Wann ist der beste Zeitpunkt für den Versand der Ausschreibungsunterlagen an die ausführenden Bauunternehmen?" Das kommt naturgemäß auch auf den geplanten Ausführungszeitrum an.

Darüber hinaus gibt es beim privaten Hausbau aber auch einige Besonderheiten, die zu beachten sind. Wenn Sie sich an die folgenden Empfehlungen halten, können Sie Ihre Chancen, doch noch rechtzeitig zu einem Angebot zu kommen, beträchtlich steigen.

1. Versand der Bauausschreibungen am Anfang des Jahres

Die Wahrscheinlichkeit, günstigere Angebote zu bekommen, ist am Anfang eines Jahres größer als am Jahresende.

  • Nehmen wir also an, die von Ihnen oder Ihrem Baubegleiter erstellten Ausschreibungsunterlagen werden noch im Januar / Jänner oder im Februar an die infrage kommenden Baufirmen und Handwerksbetriebe versandt.

Damit fallen Sie in den Zeitraum, wo die Firmen die Auftragsbücher für die kommende Bausaison füllen müssen. Und hier zählt nicht selten der altbewährte Grundsatz:

"Wer zuerst kommt, mahlt zuerst"

Tatsache ist, dass bei Baufirmen zu Jahresbeginn oft nur schleppend Anfragen ankommen, die Baufirmen aber unbedingt Aufträge einplanen müssen.

Frühzeitige Anfragen sind daher bei den meisten Bauunternehmen sehr willkommen, und das wird üblicherweise auch mit guten (niedrigeren) Angebotspreisen belohnt.

Vorausgesetzt, dass alle bestehende Aufträge termingerecht laufen, stellt das im Grunde genommen die einzige Möglichkeit dar, relativ rasch zu neuen Aufträgen für die bevorstehende Bausaison zu kommen.

Einige Monate später hingegen, wenn sich die Auftragsbücher schon gefüllt haben, wendet sich in der Praxis oft das Blatt. Firmen kommen dann allmählich in die für sie bessere Phase, wo sich die Aufträge aussuchen können. Die Folge:

  • Die Angebotspreise werden mit der Zeit immer höher und für die Bauherren damit immer teurer.
  • Im schlimmsten Fall (für die Bauherren) heißt es dann immer wieder: „Wir können den Auftrag nur annehmen, wenn dieser (hohe) Preis bezahlt wird."

2. Baufirmen für Angebot genug Zeit lassen

Das schnellste Angebot nützt Ihnen nichts, wenn dieses unvollständig ist. Genauso schlecht sind Angebote mit "irgendwelchen" viel zu hohen Preisen, die an der Realität vorbeigehen.

Das alles kann passieren, wenn Firmen zu stark unter Druck gesetzt werden, weil der Bauherr möglichst rasch sein Angebot haben möchte. Lassen Sie den Baufirmen daher genug Zeit, um das gewünschte Angebot zu erstellen. Angemessen und üblich sind drei bis vier Wochen.

  • Nehmen wir also an, die Angebote der Baufirmen werden noch im Februar oder im März bei Ihnen eintreffen.

3. Genug Zeit zum Auswerten der Angebote nehmen

Rechnen Sie damit, dass es mit Sicherheit mehrere Wochen dauern wird, bis Sie alle Angebote ausgewertet und zwischendurch mit den besten Firmen einige Gesprächsrunden absolviert haben.

Da bei jedem Bauprojekt gerade in der Phase der Auftragsvergabe etwas Unvorhergesehenes dazwischen kommen kann, sollten Sie in jedem Fall damit rechnen, dass ab dem Eintreffen der Angebote bis zur Auftragserteilung zwei Monate vergehen werden.

  • Nehmen wir nun also an, Sie werden im April oder Mai den Auftrag für die Durchführung der Bauarbeiten vergeben.

4. Baufirma für Arbeitsvorbereitung genug Zeit lassen

Je nach Größe, Umfang und Schwierigkeitsgrad Ihres Bauprojektes braucht das beauftragte Bauunternehmen genug Zeit für die interne Arbeitsvorbereitung.

Falls die Baufirma entsprechend flexibel ist und über genug Kapazitäten für die Bauabwicklung verfügt, kann der Baubeginn unter Umständen relativ rasch erfolgen - frühestens aber 4 Wochen nach Auftragserteilung. Realistischer ist, dass bis zum tatsächlichen Baubeginn sechs bis acht Wochen vergehen.

  • Nehmen wir daher an, mit der Bauausführung wird im Juni oder Juli begonnen.

5. Nicht alles von heute auf morgen haben wollen

Für die meisten Bauherren bedeutet Zeit beim Hausbau Geld - allerdings im Sinn "umso schneller alles fertig ist, desto besser". Ja, natürlich wünscht sich jeder, so schnell wie möglich ins neue Haus einzuziehen - alleine schon aus Vorfreude auf die eigenen vier Wände. 

Aber schon in ein halbfertiges Haus einziehen? Schon einziehen, wenn noch Handwerkerleistungen erbracht werden müssen? Genau DAS kostet dann tatsächlich Geld.

  • In einem schon bewohnten Haus dauert alles länger.
  • Schon fertige Einbauteile werden oft wieder beschädigt.
  • Garantien oder Gewährleistungen werden bei vorzeitig bezogenem Haus stark eingeschränkt. Und so weiter und so fort ...

Fazit: Lassen Sie der Baufirma mindestens die Zeit, die für den Bau eines Hauses normalerweise benötigt wird. Nicht weniger, aber auch nicht viel mehr.

Und weil nun einmal die durchschnittliche Bauzeit für ein durchschnittliches Einfamilienhaus in herkömmlicher Massivbauweise nach "Baumeisterart" bei rund fünf bis sechs Monaten liegt, jetzt noch eine abschließende Annahme:

  • Nehmen wir also letztmalig an, die Baufertigstellung wird im November oder Dezember sein.

Dass die tatsächliche Projektlaufzeit von vielen verschiedenen Faktoren abhängt, muss nicht extra erwähnt werden. Aber wenn angenommen wird, dass bei Ihrem Bauvorhaben alles reibungslos funktioniert, kann Ihr Traumhaus ab dem Versand der Bauausschreibung also innerhalb eines Jahres abgewickelt werden.

WENN das Ihr Ziel ist, könnte Ihr Haus also zu Weihnachten bezugsfertig sein. Dazu zwei Informationen, über die Sie nachdenken sollten:

1. Tun Sie sich vor allem selbst einen Gefallen und verzichten Sie darauf, ausgerechnet zu Weihnachten ins neue Haus einziehen zu wollen.

Obwohl das aus Sicht der ausführenden Baufirmen kein großes Problem ist, wäre das Stress pur. Von Vorteil für alle Beteiligten wäre es daher, wenn das fertige Haus erst nach Weihnachten übergeben und bezogen wird. Also frühestens im Jänner / Februar des Folgejahres.

2. Noch mehr Vorteile haben Sie, wenn mit den Bauarbeiten erst im Herbst begonnen wird. Damit kann der Rohbau mit Leichtigkeit bis Weihnachten winterdicht gemacht werden.

  • Was aber noch viel wichtiger ist: Für die im Winter durchgeführten Ausbauarbeiten werden von den Baufirmen oft günstigere Winterbaupreise angeboten.

Daraus ergibt sich dann ein Fertigstellungs- oder Bezugstermin noch vor dem kommenden Sommer, den Sie dann schon in Ihrem neuen Haus genießen können.

Antwort auf den Punkt gebracht

Die eingangs gestellte Frage, wann der beste Zeitpunkt für den Versand der Ausschreibungsunterlagen der privaten Bauausschreibung für den Bau eines Einfamilienhauses ist, kann daher zusammenfassend ganz einfach beantwortet werden:

  • Der beste Zeitpunkt ist der Jahresanfang.
  • Ideal wäre noch der erste Monat des Jahres.

Daran ändert sich übrigens auch nichts, wenn Sie beispielsweise nur den Rohbau mit Dach von einem Unternehmen ausführen lassen würden und den verbleibenden Rest in Eigenregie. Warum?

  • Weil der beste Zeitpunkt für den Versand der Ausschreibungsunterlagen eben immer der Jahresanfang ist.

Und wenn der Jahresanfang nicht möglich ist?

Sollte es aus irgendwelchen Gründen nicht möglich sein, ausgerechnet zum Jahresanfang Angebote von Baufirmen einzuholen, wird das auch kein großes Drama sein. Sie müssen in diesem Fall "nur" damit rechnen, dass die Situation am Bau für private Bauherren im Lauf des Jahres immer ungünstiger wird.

  • Allgemein bekannt ist jedenfalls, dass in der (nahenden) Hochsaison nicht nur Handwerker jeder Branche viel schwerer zu finden sind, sondern auch verlässliche Baufirmen zur Mangelware werden.

  • Ausnahmen sollte es zwar auch in diesem Fall geben, die tägliche Baupraxis zeigt allerdings, dass Sie sich darauf lieber nicht verlassen sollten.

Wie auch immer Ihr persönlicher Zeitplan für die Verwirklichung Ihres Traums vom eigenen gestaltet sein mag. An einem Punkt führt kein Weg vorbei: Sie müssen früher oder später ein detailliertes Leistungsverzeichnis erstellen und daraus Ihre ganz private Bauausschreibung machen. Ohne Wenn und Aber.

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