"Wie Sie Ihre Chancen, über Ihre private Bauausschreibung auch tatsächlich Angebote zu bekommen, erhöhen können und wann Sie die einzelnen Leistungsverzeichnisse samt den nötigen Ausschreibungs-Unterlagen an die ausgewählten Baufirmen oder Handwerksbetriebe versenden sollten."
Sie wissen, dass Sie Ihr geplantes Bauvorhaben nur mithilfe eines vollständigen Leistungsverzeichnisses (LV) und einer sauberen Bauausschreibung erfolgreich abwickeln können - das ist die einzige Möglichkeit, um für jedes geplante Gewerk vergleichbare Angebote zu erhalten.
Sie kennen zudem bereits die speziell für private Bauherren entwickelten Excel-Ausschreibungs-Vorlagen "Muster-LV für alle Gewerke". Damit können Sie auch als Hausbau-Laie Ihre Bauausschreibung mit allen benötigten LVs selbst erstellen.
Dazu haben Sie nach dem Kauf der für Ihr individuelles Bauvorhaben am besten geeigneten Muster-LV-Version jederzeit Zugriff auf diese Vorlagen und können damit flexibel arbeiten, wann immer Sie Zeit haben.
Nicht ganz klar wird Ihnen wahrscheinlich der ideale Zeitpunkt für die Anfrage um Angebote sein. Also wann genau der Versand der Ausschreibungs-Unterlagen an die verschiedenen Firmen am besten erfolgen sollte. Diese Unklarheit wird im folgenden Artikel beseitigt.
Darüber hinaus erfahren Sie aber auch, dass für den Erfolg Ihrer privaten Bauausschreibung nicht nur der richtige Versand-Zeitpunkt von Bedeutung ist, sondern worauf Sie achten müssen, um überhaupt Angebote zu bekommen.
Bei der näheren Betrachtung eines durchschnittlichen Arbeitsjahres zeigt sich dabei, dass es gar nicht so viele Zeitfenster gibt, die für eine Angebotsanfrage geeignet wären.
Zum besseren Verständnis:
Der Knackpunkt einer erfolgreichen privaten Bauausschreibung liegt jedenfalls nicht nur in den Unterlagen, sondern vor allem im richtigen Zeitpunkt für den Versand Ihrer Anfragen an die Handwerksbetriebe.
Und genau zu diesem Zeitpunkt entscheidet sich dann, ob Sie auch tatsächlich Angebote erhalten. Oder ob Ihre Ausschreibung auf irgendeinem mit Arbeit überladenen Sachbearbeiter-Schreibtisch im wahrsten Sinne des des Wortes untergeht.
Zuallererst sollten Sie keine zu hohen Erwartungen haben. Die tägliche Baupraxis zeigt, dass immer viel weniger Firmen als angenommen dazu bereit sind, für private Bauherren Angebote auszuarbeiten. Einerseits hängt das von mehreren Faktoren, die das wirtschaftliche Umfeld des Anbieters betreffen, ab.
Andererseits wirken sich vor allem auch die oft viel zu hohen Termine-Erwartungen der Bauherren abschreckend auf die zuständigen Sachbearbeiter der Firmen aus. Alles "so schnell wie möglich" haben zu wollen, führt in der Baubranche daher meistens genau zum gegenteiligen Ergebnis.
Neben den weiter oben genannten Zeitfenstern, in denen Sie auf eine Anfrage um Angebote verzichten sollten, muss Ihnen Folgendes von Anfang an ebenfalls klar sein:
Gut ausgelastete Firmen sind nicht unbedingt auf jeden Auftrag angewiesen. Schon gar nicht genau auf IHREN.
Weil diese gut ausgelasteten Firmen in allen Bereichen unter chronischem Zeitmangel leiden, wird alles, was problemlos aufgeschoben werden kann, auch tatsächlich aufgeschoben. Dazu gehört auch IHRE private Bauausschreibung.
Weniger gut ausgelastete Firmen wiederum sind nicht ohne Grund weniger ausgelastet. Das kann auch bedeuten, dass diesen Firmen vielleicht sogar in mehrerer Hinsicht nicht im nötigen Umfang vertraut werden kann.
Wenn Ihre private Bauausschreibung erfolgreich sein soll und Sie gleichzeitig Wert auf eine verlässliche Bauausführung legen, führt daher auch kein Weg an einer gut ausgelasteten Firmen vorbei.
Sie müssen nur etwas Geduld haben und den richtigen Zeitpunkt abwarten ...
In guten Zeiten (für die Firmen) sind nämlich immer häufiger auch solche "Gepflogenheiten" zu beobachten:
Bekommen gute und alleine schon deshalb auch gut ausgelastete Baufirmen oder Handwerksbetriebe von privaten Bauherren Anfragen für Angebote, bleiben diese oft einfach liegen und werden erst gar nicht bearbeitet. Die Gründe sind vielfältig:
Alles irgendwie nachvollziehbar, für Bauherren aber unter Umständen eine kleine Katastrophe. Weil ohne Angebote schlicht und einfach kein erfolgreicher Hausbau möglich ist. Damit stellen sich nun die mehr berechtigte Frage:
Noch treffender gefragt:
"Wann ist der beste Zeitpunkt für den Versand der Ausschreibungsunterlagen an die ausführenden Bauunternehmen?"
Das kommt naturgemäß AUCH auf den geplanten Ausführungszeitrum an.
Die Wahrscheinlichkeit, günstigere Angebote zu bekommen, ist am Anfang eines Jahres größer als am Jahresende.
Damit fallen Sie in den Zeitraum, wo die Firmen die Auftragsbücher für die kommende Bausaison füllen müssen. Und hier zählt nicht selten der altbewährte Grundsatz:
"Wer zuerst kommt, mahlt zuerst"
Tatsache ist, dass bei Baufirmen zu Jahresbeginn oft nur schleppend Anfragen ankommen, die Baufirmen aber unbedingt Aufträge einplanen müssen.
Frühzeitige Anfragen sind daher bei den meisten Bauunternehmen sehr
willkommen, und das wird üblicherweise auch mit guten (niedrigeren)
Angebotspreisen belohnt.
Vorausgesetzt, dass alle bestehende Aufträge termingerecht laufen, stellt das im Grunde genommen die einzige
Möglichkeit dar, relativ rasch zu neuen Aufträgen für die bevorstehende Bausaison zu kommen.
Einige Monate später hingegen, wenn sich die Auftragsbücher schon
gefüllt haben, wendet sich in der Praxis oft das Blatt. Firmen kommen dann allmählich in die für sie bessere Phase, wo sich die Aufträge aussuchen können. Die Folge:
Das schnellste Angebot nützt Ihnen nichts, wenn dieses unvollständig
ist. Genauso schlecht sind Angebote mit "irgendwelchen" viel zu hohen Preisen, die an
der Realität vorbeigehen.
Das alles kann passieren, wenn Firmen zu stark unter Druck gesetzt werden, weil der Bauherr möglichst rasch sein Angebot haben möchte. Lassen Sie den Baufirmen daher genug Zeit, um das gewünschte Angebot zu erstellen. Angemessen und üblich sind drei bis vier Wochen.
Rechnen Sie damit, dass es mit Sicherheit mehrere Wochen dauern wird, bis Sie alle Angebote ausgewertet und zwischendurch mit den besten Firmen einige Gesprächsrunden absolviert haben.
Da bei jedem Bauprojekt gerade in der Phase der Auftragsvergabe etwas Unvorhergesehenes dazwischen kommen kann, sollten Sie in jedem Fall damit rechnen, dass ab dem Eintreffen der Angebote bis zur Auftragserteilung zwei Monate vergehen werden.
Je nach Größe, Umfang und Schwierigkeitsgrad Ihres Bauprojektes braucht das beauftragte Bauunternehmen genug Zeit für die interne Arbeitsvorbereitung.
Falls die Baufirma entsprechend flexibel ist und über genug Kapazitäten für die Bauabwicklung verfügt, kann der Baubeginn unter Umständen relativ rasch erfolgen - frühestens aber 4 Wochen nach Auftragserteilung. Realistischer ist, dass bis zum tatsächlichen Baubeginn sechs bis acht Wochen vergehen.
Für die meisten Bauherren bedeutet Zeit beim Hausbau Geld - allerdings im Sinn "umso schneller alles fertig ist, desto besser". Ja, natürlich wünscht sich jeder, so schnell wie möglich ins neue Haus einzuziehen - alleine schon aus Vorfreude auf die eigenen vier Wände.
Aber schon in ein halbfertiges Haus einziehen? Schon einziehen, wenn noch Handwerkerleistungen erbracht werden müssen? Genau DAS kostet dann tatsächlich Geld.
Fazit: Lassen Sie der Baufirma mindestens die Zeit, die für den Bau eines Hauses normalerweise benötigt wird. Nicht weniger, aber auch nicht viel mehr.
Und weil nun einmal die durchschnittliche Bauzeit für ein durchschnittliches Einfamilienhaus in herkömmlicher Massivbauweise nach "Baumeisterart" bei rund fünf bis sechs Monaten liegt, jetzt noch eine abschließende Annahme:
Dass die tatsächliche Projektlaufzeit von vielen verschiedenen Faktoren abhängt, muss nicht extra erwähnt werden. Aber wenn angenommen wird, dass bei Ihrem Bauvorhaben alles reibungslos funktioniert, kann Ihr Traumhaus ab dem Versand der Bauausschreibung also innerhalb eines Jahres abgewickelt werden.
WENN das Ihr Ziel ist, könnte Ihr Haus also zu Weihnachten
bezugsfertig sein. Dazu zwei Informationen, über die Sie nachdenken sollten:
1. Tun Sie sich vor allem selbst einen Gefallen und verzichten Sie
darauf, ausgerechnet zu Weihnachten ins neue Haus einziehen zu wollen.
Obwohl das aus Sicht der ausführenden Baufirmen kein großes Problem ist, wäre das Stress pur. Von Vorteil für alle Beteiligten wäre es daher, wenn das fertige Haus erst nach Weihnachten übergeben und bezogen wird. Also frühestens im Jänner / Februar des Folgejahres.
2. Noch mehr Vorteile haben Sie, wenn mit den Bauarbeiten erst im Herbst begonnen wird. Damit kann der Rohbau mit Leichtigkeit bis Weihnachten winterdicht gemacht werden.
Daraus ergibt sich dann ein Fertigstellungs- oder Bezugstermin noch vor dem kommenden Sommer, den Sie dann schon in Ihrem neuen Haus genießen können.
Die eingangs gestellte Frage, wann der beste Zeitpunkt für den Versand der Ausschreibungsunterlagen der privaten Bauausschreibung für den Bau eines Einfamilienhauses ist, kann daher zusammenfassend ganz einfach beantwortet werden:
Daran ändert sich übrigens auch nichts, wenn Sie beispielsweise nur den Rohbau mit Dach von einem Unternehmen ausführen lassen würden und den verbleibenden Rest in Eigenregie. Warum?
Sollte es aus irgendwelchen Gründen nicht möglich sein, ausgerechnet zum Jahresanfang Angebote von Baufirmen einzuholen, wird das auch kein großes Drama sein. Sie müssen in diesem Fall "nur" damit rechnen, dass die Situation am Bau für private Bauherren im Lauf des Jahres immer ungünstiger wird.
Wie auch immer Ihr persönlicher Zeitplan für die Verwirklichung Ihres Traums vom eigenen gestaltet sein mag. An einem Punkt führt kein Weg vorbei: Sie müssen früher oder später ein detailliertes Leistungsverzeichnis erstellen und daraus Ihre ganz private Bauausschreibung machen. Ohne Wenn und Aber.
Empfohlen von Wilfried Ritter | Website-Autor