Weiße Wanne: Zuverlässig und dauerhaft dicht ohne Außenabdichtung

"Eine weiße Wanne ist genau das, was jeder Bauherr, der sich dazu entschieden hat, einen Keller bauen zu lassen, auch bekommen möchte: Ein Keller, der sogar auch ohne zusätzliche Außenabdichtung dicht wäre."

Details Keller als Weiße Wanne(Bild: HSB/Wilfried Ritter)

Damit es zu keinen bösen Überraschungen kommt, muss aber genau darauf geachtet werden, was im Kellerangebot steht.

Kellerangebote auf 'Weiße Wanne' überprüfen

In fast jedem Angebot für den Bau des Kellers kommt jedenfalls in irgendeine Form das Wort "dicht" vor. Entweder wird ein Dichtbetonkeller angeboten, eine dichte Wanne oder es wird beschrieben, dass die Ausführung des Kellers mit Dichtbeton erfolgt.

Und weil die meisten Bauherren davon ausgehen, dass mit dicht auch tatsächlich dicht gemeint ist, kommt es bei vielen Bauvorhaben zu Missverständnissen - und später zu undichten Kellern.

Tatsache ist, dass kaum ein Keller, der einen dieser eigentlich vielsagenden Dicht-Begriffe enthält, tatsächlich eine echte weiße Wanne ist.

Bei einem fachgerechten Kellerbauwerk geht es nämlich nicht nur darum, Beton in eine Schalung zu gießen. Um einen zuverlässig und dauerhaft dichten Keller zu erreichen, müssen vielmehr technische Richtlinien eingehalten werden.

Richtlinien für Weiße Wanne

  • In Österreich ist das die erstmals bereits im Jahr 1992 aufgelegte "Weiße-Wanne-Richtlinie" der Österreichischen Vereinigung für Beton- und Bautechnik.
  • In Deutschland wiederum ist die "WU-Beton-Richtlinie" vom Deutschen Ausschuss für Stahlbeton einzuhalten.

Alle Verordnungen und Richtlinien zusammen helfen in der Praxis aber nichts, wenn in einem Dichtbetonkeller die Durchdringungen von Installationsleitungen oder Schächten nicht fachgerecht abgedichtet werden. Vor allem im Stauwasserbereich sollten daher für die professionelle Abdichtung ausschließlich Qualitätsprodukte verwendet werden.

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Weiße Wannen sind wirtschaftliche Konstruktionen, welche die tragende und die abdichtende Funktion gleichzeitig übernehmen können.

Was beim Hausbau grundsätzlich Voraussetzung ist, gilt vor allem auch beim Kellerbau: Zuverlässig und dauerhaft dicht ist auch eine weiße Wanne nur dann, wenn alles fachgerecht ausgeführt.

Wenn Sie wissen, worauf es bei der Herstellung eines dauerhaft dichten Kellers im Wesentlichen ankommt, können Sie aus den Angeboten der verschiedenen Baufirmen auch selbst herauslesen, ob bei Ihrem Bauvorhaben eine echte weiße Wanne angeboten wurde oder nur ein Keller mit Dichtbeton.

Unsicher, was bei Ihnen angeboten wurde?

Sollten Sie unsicher sein, was bei Ihrem Bauvorhaben angeboten wurde, einfach rechtzeitig die Hilfe eines unabhängigen Bauberaters in Anspruch nehmen. Hier die wichtigsten Richtlinien und Grundlagen.

Grundlagen für die Planung einer weißen Wanne

  • Mindestdicke der Kelleraußenwand 24 cm. Bodenplatte mindestens 25 cm dick, wobei die wichtigsten Anforderungen an eine Bodenplatte zu beachten sind. Obwohl Dichtbeton wasserundurchlässig ist, muss bei einem beheizten Keller trotzdem eine Dampfbremse eingebaut werden.
  • Den Grundriss der Bodenplatte einfach halten, Vor- und Rücksprünge möglichst vermeiden. Bewehrungsplan mit Rissweitenbeschränkung sollte vorliegen.

Grundlagen für den Bau einer weißen Wanne

  • Zum Betonieren nur Beton mit einer möglichst geringen Schwind- und Temperaturspannungen verwenden, nachzuweisende Wassereindringtiefe höchstens 50 mm. Wenn (beispielsweise über Nacht) Temperaturstürze zu erwarten sind, nicht betonieren.
  • Fugenbänder nach Herstellerrichtlinie einbauen, ein nachträgliches Eindrücken in den Beton ist nicht zulässig. Betonieren nur, wenn Untergrund geeignet ist: Nicht in fließendes oder stehendes Wasser betonieren. Nicht in Eis, Schnee oder Verschmutzungen betonieren.
  • Da hohe Temperaturen hohe Spannungen bewirken, sollte die Temperatur des Frischbetons zwischen 15 °C und 27 °C liegen, bei Bedarf sind Sondermaßnahmen zu ergreifen. Um die Betonqualität nachzuweisen, immer Betonlieferscheine verlangen.
  • Beim Einfüllen des Betons eine Betonfallhöhe von höchstens ein Meter einhalten. Die Höhe der einzelnen Schüttlagen sollte nicht höher als 30 bis 50 cm sein, Beton mit Flaschen-Vibrationsrüttler verdichten.
  • Für die Schalung nur Distanz- und Ankersysteme mit Zulassung verwenden - bei Verwendung von Kunststoff-Distanzsystemen nur solche mit zugelassener Quellbeschichtung.

Grundlagen für die Nachbehandlung des Betons

  • Beim Ausschalen zur Vermeidung von Rissen Beton- und Umgebungstemperatur möglichst gering halten. Auf Ausschalfrist achten - frühestens 36 Stunden nach dem Betonieren ausschalen.
  • Bei der Bodenplatte sofort nach dem Betonieren für die nötige Nachbehandlung (bewässern) sorgen, um zu frühen Wasserverlust und zu frühes Schwinden zu verhindern.
  • Nach dem Betonieren den Beton drei Tage vor rascher Auskühlung schützen und sieben Tage vor starke Austrocknung. Ausgeschalte Betonwände eine Woche vor Zugluft schützen, bei Bedarf z.B. mit Bauvlies abdecken.
  • Kellerwände innenseitig nach Möglichkeit etwa zehn Wochen frei lassen und Oberfläche hinsichtlich Rissbildung beobachten.

Wasserdicht ist nicht wasserdampfdicht

Mit dem Bau einer weißen Wanne sind die Kellerwände wasserundurchlässig, also dicht. Das bedeutet aber nicht, dass die  Wände auch gegen Wasserdampf dicht sind. Sofern der Keller nicht beheizt wird und die Betoninnenflächen offen bleiben, spielt das keine Rolle. In diesem Fall kann das Wasser entweichen und verdunstet.

Anders ist die Sache bei einem beheizten Keller. Obwohl die Kellerwände einer weißen Wanne grundsätzlich auch ohne zusätzliche Außenabdichtung dicht sind, muss in diesem Fall außen eine Dampfbremse angebracht werden. In der Praxis ist das beispielsweise eine Bitumenbeschichtung wie bei einer schwarzen Wanne.

Dampfbremse Weiße WanneSchema Aufbau Kelleraußenwand (warm zu Erdreich)

Und dass auf die Kelleraußenwände in jedem Fall außenseitig eine möglichst dicke Perimeterdämmung aufgebracht werden sollte, gebietet alleine schon der Hausverstand. Wird nämlich auf diese Wärmedämmung verzichtet, weil der Keller vorerst nur ein unbeheizter Lagerkeller sein soll, kann diese Dämmung später bei einer eventuellen Änderung der Nutzung nicht mehr nachträglich eingebaut werden - zumindest nicht außen.

Empfehlung: Weiße Wanne mit Ortbeton und Stahlfaserbeton

Normalerweise werden die Kellerwände mit einer durchgehenden zweilagigen Stahlbewehrung ausgeführt - also mit Baustahlgitter bewehrt.

  • Als Alternative dazu kann aber auch Stahlfaserbeton verwendet werden.
  • Bei diesem Spezialbeton werden zur Verhinderung einer Rissbildung und zur Lastverteilung im Material schon im Betonwerk feine Stahlfasern eingearbeitet.

Allerdings benötigt auch ein mit Stahlfaserbeton hergestellter Keller zusätzlich eine herkömmliche Stahlbewehrung - nämlich im Bereich der Ecken und Fenster.

  • Vor allem allem auch überall dort, wo besondere Belastungen zu erwarten sind.
  • Wo genau diese höheren Belastungen auftreten können, ergibt sich aus der statischen Berechnung.

Vorteil eines Stahlfaserbetonkellers:

Neben der geringeren Risseanfälligkeit kostet ein mit Stahlfaserbeton hergestellte Keller auch weniger als ein bewehrter Keller, weil die Arbeits- und Materialkosten für die herkömmliche Mattenbewehrung weitgehend entfällt.

  • Trotzdem wird der Preisvorteil nicht von jedem Anbieter auch an den Bauherrn weitergegeben, und das ist meistens sogar begründet.
  • Ein Keller aus Stahlfaserbeton ist nämlich in jedem Fall eine Sonderkonstruktion, die gesondert berechnet und vereinbart werden muss.

Am besten von der anbietenden Kellerbaufirma oder vom Bauunternehmen entsprechend beraten lassen. Und bei Unklarheiten oder im Zweifelsfall einen unabhängigen Baufachmann fragen.

Nicht empfehlenswert: Eine weiße Wanne mit Elementbetonwänden / Betonhohlwänden

Bei Betonhohlwänden bzw. Elementbetonwänden handelt es sich um eine hohle Betonfertigteilwand, deren Betonschale aus zwei dünnen Betonwänden besteht, die durch eine Bewehrung verbunden sind.

Diese Betonfertigteilwände werden im Betonfertigteilwerk vorgefertigt, mit LKW's auf die Baustelle transportiert, mit einem Kran abgeladen und versetzt und am Ende mit Ortbeton befüllt. Eigentlich ein praktische Sache, weil dadurch zur Gänze auf die Kellerschalung verzichtet werden kann.

Elementbetonwände / Betonhohlwände

Für den Bau eines Dichtbetonkellers ist die Bauweise mit Betonhohlwänden zwar grundsätzlich zugelassen - und bei entsprechender Ausführung sollte das Ergebnis auch eine tatsächlich dichte, weiße Wanne sein. Meistens leider nur in der Theorie. In der Praxis ist diese Bauweise aber sehr anfällig für Fehler.

Wo die Schwachstellen liegen:

  • Die Innenwände der Betonschalen müssen entsprechend rau sein und richtig befeuchtet werden - nur so kann sich der auf der Baustelle eingebrachte Frischbeton richtig mit den vorgefertigten Wänden verbinden.
  • Da die Kellerwand immer nur einzelnen Wandelementen besteht, müssen die Elemente bei den Stößen dicht verfugt werden. Das ist zwar möglich, trotzdem stellt jede dieser Anschlussstellen eine Sollbruchstelle dar.
  • Ein oft unterschätztes Problem ist auch das zwischen den Wänden und der Bodenplatte anzubringende Fugenband. Durch Unachtsamkeit bei der Wandmontage kann es hier schnell zu einer (oft nicht bemerkten) Beschädigung des Fugenbandes und damit später zwangsläufig auch zu Undichtheiten kommen.

Zusammengefasst kann die Bauweise mit Elementbetonwänden daher nur für eine schwarze Wanne empfohlen werden, aufgrund der Fehleranfälligkeit aber nicht für eine weiße Wanne.

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